Die Neiddebatte hat ausgespielt!
- Geschrieben von http://www.die-kirsche.com
- Hauptkategorie: Borussia
- Kategorie: Borussia_Sonstige
- Zugriffe: 2224
"Vier Spiele - vier Niederlagen. In Champions-League und Uefa-Cup setzten die deutschen Vereine in dieser Woche nahtlos das fort, was die Nationalmannschaft beim grausamen 1:4 in Italien in der vergangenen Woche begonnen hatte. Auch wenn es öffentlich niemand aussprechen darf: Der deutsche FuÃball ist auf einem erbärmlichen Niveau angelangt... Wer Woche für Woche die Ligaspiele verfolgt, dem sollte aufgefallen sein, dass sich in den Bundesligastadien ein Fehlpassfestival an das andere reiht. Für uns Dortmunder zuletzt zu ""bewundern beim 1:1 zwischen dem BVB und Mainz 05. Von so etwas ähnlichem wie ""Spielkultur"" zu dozieren, verbietet sich angesichts der allwöchentlichen Eindrücke ebenso, wie die Investition in Vorfreude auf zwei Halbzeiten voller Rasse, Klasse und Tore. Schon werden in Fankreisen wieder Sprüche laut, dass die Spieler nicht genug kämpfen, dass sie satt oder verzogen seien... die immer gleiche Leier. Dabei ist des Rätsels Lösung doch so viel einfacher. Viele aus der heutigen Spielergeneration können es schlicht und ergreifend nicht besser. Die fuÃballerische Qualität bundesdeutscher Kicker ist im internationalen Vergleich nicht einmal mehr als durchschnittlich zu bezeichnen. Wenn ein Michael Ballack, der in schöner RegelmäÃigkeit in so genannten Topspielen völlig abtaucht, von der Boulevardpresse zum groÃen Hoffnungsträger des deutschen FuÃballs hoch geschrieben wird, dann demonstriert das eindrucksvoll die groÃe Perspektivlosigkeit in FuÃball-Germania. Niemand wagt es - und schon gar nicht im Jahr der FuÃball-WM im eigenen Land - die Wahrheit schonungslos öffentlich darzustellen: der deutsche FuÃball ist unterdurchschnittlich, der deutsche FuÃball ist schlecht, der deutsche FuÃball ist grauenhaft und seine Akteure - egal welcher Nationalität - versagen in schöner RegelmäÃigkeit. Körperlich und konditionell haben viele Ligen in Europa und die meisten Nationalteams uns längst eingeholt bzw. überholt. Abwehr, einst als eine Domäne der deutschen Tugenden in aller Welt gepriesen, findet immer öfter ohne wirkliche Gegenwehr statt. DrauÃen in den Strafräumen treiben einem die wöchentlichen Fehlerquoten Tränen in die Augen, wenn im Niemandsland rund um den Stürmer in Form von Don Quichotes Schattenkämpfen der ungleiche Kampf ausgefochten wird. Aber wenn es das nur wäre: auch taktisch hinkt die Bundesliga den meisten europäischen Ligen meilenweit hinterher. Ballfertigkeit und Technik der deutschen Kicker sind, obwohl auch in besseren Zeiten nie überragend, mittlerweile gröÃtenteils erschreckend anzuschauen. Thematisiert werden diese Defizite weder von den Verantwortlichen in den deutschen Clubs, noch von den Medien. Zeitungen und TV-Sender beschäftigen sich vielmehr mit ""Superstar"" Michael Ballack und damit welche Betthäschen Bayerns Stars aus der Münchner Nobeldisko P1 abschleppen, man interessiert sich dafür was sich Hinkel, Kuranyi und Friedrich aufs Frühstücksbrot schmieren oder welcher deutsche FuÃballer wohl homosexuell ist. Verständlich, denn die Liga boomt, trotz des schwachen Leistungsniveaus. Das Geld flieÃt dank kluger Strategien, federführend entwickelt an der Säbener StraÃe, wieder in Strömen und niemand wird so dumm sein, die dürftige Ware auch öffentlich schlecht zu reden. Nicht nur Spieler und deren Berater, sowie die Funktionäre in den Vereinen, scheffeln das Geld schubkarrenweise - nein, auch die Medien verdienen an der Inszenierung des deutschen FuÃballs als ""Premiumprodukt"" [TM] vorzüglich. Die Liga lacht sich heute beim Blick auf die neuen TV-Verträge fett ins Fäustchen. Qualität? Was spielt das denn für eine Rolle? The Show Must Go On. Dass eine derart miserable Ware so viel Geld generiert, gibt es wohl nur im FuÃball. Nirgendwo sonst kann es sich ein Unternehmen leisten, dass ein Produkt stetig schlechter, aber immer teurer wird. Gleiches wie für die TV-Gelder gilt übrigens auch für die Eintrittspreise zu den Bundesligaspielen. Man hat bisher noch immer Gründe, und seien sie auch noch so fadenscheinig, dafür gefunden, dass man die Preise für Tages- oder Dauerkarten mal wieder ""in diesem Jahr moderat anheben"" muss. Der doofe Fan wirds schon mitmachen, die Klappe halten und löhnen. Da kann es passieren, dass man in Hamburg für einen Stehplatz irgendwo in der Ecke des Stadions einzigartige siebzehn Euro abdrücken muss (Fernglas nicht enthalten) und für Sitzplätze, welche noch vor einem Jahr für etwa 23 Euro zu haben waren, heute weit über 30 Euro berappen muss. Und wer das Spiel von einem kalten Schalensitz in halbwegs guter Lage verfolgen möchte, der darf dann 60 Euro löhnen. Preise wie in der HerbertstraÃe im Kiez von Pauli. Das alles für ein ""Event"", dass im Rahmenprogramm kontinuierlich schlechter ist, als jedes Provinztheater. Hamburg steht da nur an der Spitze und stellvertretend für alle anderen Bundesliga-Vereine. Abzocke pur. Doch der Fan macht alles mit. Die teuren Arenen und Spielergehälter müssen schlieÃlich refinanziert werden. So wie hier in Dortmund. Jahrelang hat man das Geld mit vollen Händen zum Fenster hinaus geworfen, verpflichtete überbezahlte FuÃballer und baute ein überdimensioniertes Stadion im Wahn der G14-Unbesiegbarkeit. Doch vergaà man, dass Erfolg schnell vergänglich ist. Jetzt freut man sich, wenn die RAG als Hauptsponsor einsteigt und in den nächsten Jahren dazu beiträgt den durch solcherart GröÃenwahn entstandenen, immensen Schuldenberg abzubauen. Die RAG, ein Unternehmen, das jährlich mit 2,5 Milliarden Euro vom Steuerzahler subventioniert wird, hilft der FuÃballergilde dabei, sich beim BVB weiter das Näschen zu vergolden. Natürlich versichert man dem gutgläubigen Fan und Steuerzahler, dass die Gelder, welche dem BVB zuflieÃen, nicht aus der linken Tasche der subventionierten Sparte der RAG kommen, sondern aus der rechten Tasche. Erbsenzählerei, die glauben mag, wer will. Vor der Saison verkaufte man den Fans die Kartenpreiserhöhung als dringend notwendig für die Sanierung der maroden Kassen, nur ein halbes Jahr später spekuliert man öffentlich über die Verpflichtung von Spielern wie Alexander Frei, Nigel de Jong und anderen. Wohlgemerkt bei einem Schuldenstand von annähernd 90 Millionen Euro! In Dortmund ist man (zu Recht) stolz darauf, dass man die jährlichen Kosten für die Lizenzspielerabteilung von weit über 50 Millionen Euro, auf deutlich unter 30 Millionen Euro gesenkt hat. Dafür gebührt den Verantwortlichen Anerkennung. Doch die Frage muss erlaubt sein, ob diese Mannschaft mit solchen Beträgen nicht immer noch gnadenlos überbezahlt ist. Grob gerechnet eine Millionen Eur im Durchschnitt erhält jeder Spieler jährlich. Der eine mehr, der andere weniger. Noch vor wenigen Jahren wurden mit zwei Millionen D-Mark per anno nur absolute Leistungsträger entlohnt. Den Leistungen auf dem Platz entsprechen die heutigen Spielergehälter weder in Dortmund, noch anderswo in der Bundesliga. Branchenprimus Bayern München zahlt seinen kickenden Angestellten Spitzengehälter - doch wenn wirklich Leistung gefragt ist, wenn man im internationalen Vergleich auf die Besten der Besten trifft, liefern die hoch bezahlten Profis von der Isar, wie in Mailand gesehen, gotterbärmliche Vorstellungen ab. Jeder interessierte Fan kann sich ausrechnen, wie es dann um die Leistungsfähigkeit der restlichen Bundesligavereine bestellt sein muss, die der FC Bayern Jahr für Jahr nach Belieben dominiert und am Nasenring durch die Arenen führt. Gerne wird an dieser Stelle dann das beliebte Schlagwort von der ""Neiddebatte"" in den Raum geschmissen. Dieses Totschlagargument hat noch immer gezogen wenn es galt, eine Diskussion um die Ãberbezahlung deutscher FuÃballprofis im Keim zu ersticken. Aber um es klar zu sagen: niemand neidet einem FuÃballer sein üppiges Gehalt - vorausgesetzt die Leistung stimmt. Doch diese Leistung steht schon seit Jahren in keinerlei Relation mehr zur Bezahlung. Die ganze Republik übt angesichts klammer Kassen Verzicht, lebt mit Lohnstagnation und zusätzlicher Wochenarbeitszeit. Nur am deutschen FuÃball läuft diese Entwicklung vorbei. Hier bedient man sich, hier zieht man dem Fan schamlos das Geld aus der Tasche. Der Fan hat nur eine Möglichkeit diesen Trend umzukehren. Bleibt zuhause bis die Leistungen wieder stimmen! Es wird Zeit, dass die Blase platzt. Auch hier in Dortmund..."""