Ein Enfant terrible wird zahm
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Der Mann bedient alle Klischees: Deutschlands prominentester und umstrittenster Hedge-Fonds-Manager raucht gern kubanische Zigarren und posiert braungebrannt vor seiner mallorquinischen Villa. Am Handgelenk baumelt eine goldene Rolex. Er sagt Sätze wie ""Diesen Saustall muß man ordnen, und meint den angeschlagenen Fußballklub Borussia Dortmund, bei dem er Großaktionär ist. Der Zweimetermann jagt mit rabiaten Methoden Unternehmen, die mehr schlecht als recht gemanagt werden. Das bringt ihm viel Geld ein und noch mehr Feinde. Skrupel kennt er nicht. Durch die Gazetten geistert er als der ""Kurskiller"", der ""Plattmacher"" und als der ""Zerleger von Mallorca"". Und er kokettiert auch noch damit. Ein legendär schlechter Ruf Trickreich attackierte der Börsenspekulant vor Jahren die Kurse des Autoverleihers Sixt, des Finanzdienstleisters MLP und der Immobilien- und Beteiligungsgesellschaft WCM. Die Angriffe versetzten die betroffenen Unternehmer in Angst und Schrecken. Dem knallharten Fondsmanager bescherten sie nicht nur Geld, sondern - im Fall Sixt - auch eine Geldbuße wegen Kursmanipulation sowie ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Wertpapierhandelsgesetz bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt. Homm wird vorgeworfen, er habe seinem Glück auf die Sprünge geholfen und die fallenden Kurse durch negative Analystenstudien selbst herbeigeführt. Erich Sixt sah das als ""Angriff auf mein Lebenswerk"" und schimpfte: ""Leuten wie Homm gehört das Handwerk gelegt."" Seither haftet dem Investmentmanager ein legendär schlechter Ruf an. ""Meine Aufgabe ist es, Geld zu verdienen - in fallenden und steigenden Märkten"", sagt Homm ungerührt. ""Das sehe ich ganz emotionslos - auch die ganzen Vorwürfe."" Er bedauert nichts, obwohl er sich bei Sixt wohl vergriffen hat, die Aktie läuft hervorragend. Heute sagt der Fondsmanager: ""Ich will ja nicht recht haben, sondern Geld verdienen. Vielleicht schreibe ich Herrn Sixt mal einen Brief und gratuliere ihm. Er hat sein Unternehmen fest im Griff, während die ganze Branche kränkelt."" Es bleibt unklar, ob Homm es ernst meint oder spottet. Die Zahlen sprechen für sich Seit Sixt, WCM und MLP sind einige Jahre vergangen. Es ist ruhiger geworden um Florian Homm. Der Draufgänger mit der scharfen Zunge meidet die Presse und mimt zumindest den seriösen Investor. Beinahe unbemerkt ist sein Unternehmen derweil gewachsen. Homm und der Ire Sean Ewing, die schon vorher kooperiert hatten, gründeten gemeinsam Absolute Capital Management (ACM). Sie steckten Homms Fonds in diese Gesellschaft und brachten sie an die Londoner Börse. Homm ist Chefanleger, Ewing trifft die Investoren. Den beiden gehören zwei Drittel der Firma. Der Wert ihrer Aktien hat sich nach einem fulminanten Start im März wieder der Erstnotiz genähert. Mehr als eine Milliarde Euro verwaltet ACM mittlerweile, im kommenden Quartal sollen es 1,5 Milliarden Euro sein. ""Ich sehe ein Potential von drei bis fünf Milliarden Euro in fünf Jahren"", sagt der Vermögensverwalter, der überzeugt ist, daß Hedge-Fonds bald ein wichtiger Bestandteil in den Depots der Anleger sein werden. ""Warum soll nur die Harvard Universität, die stark auf alternative Anlagen setzt, trotz schlimmer Krisen über Jahrzehnte zweistellige Gewinne einfahren - ohne ein einziges Verlustjahr?"" fragt Homm. ""So schwer ist das nicht nachzumachen."" Der Millionär weiß: Solange die Wertentwicklung seiner Fonds in Ordnung ist, findet sich das Geld. Die Zahlen sprechen für sich. Seine Fonds wurden bereits mehrfach ausgezeichnet. Für Werbung mußte er noch keinen Cent ausgeben. Gut verdrahtet zum Erfolg Auch wenn Homm in der wenig zimperlichen Hedge-Fonds-Branche nicht unbedingt als Vorbild gilt - an seiner Professionalität zweifelt niemand, - auch nicht seine Neider. ACM ist längst keine One-Man-Show mehr. 35 Mitarbeiter managen in London, Zürich und von Mallorca aus sechs Fonds, drei davon sind für frisches Geld bereits geschlossen. Hedge-Fonds leben davon, daß sie im verborgenen agieren. Sie konzentrieren sich auf schlecht geführte Firmen und spekulieren auf fallende Kurse - wie Homm bei WCM. Oder sie setzen auf unterbewertete Aktien und hoffen auf eine gelungene Sanierung wie bei Borussia Dortmund. ""Nur zehn Prozent meiner Engagements sind Leerverkäufe, also Wetten auf fallende Kurse"", sagt Homm. ""Den Großteil unserer Gewinne machen wir mit steigenden Kursen."" Dennoch ist er nicht deprimiert, daß die Kurse seit Wochen fallen. ""Wir haben im Juni nur 0,6 Prozent verloren, der durchschnittliche Aktienfonds hat vielleicht zehn Prozent Verlust gemacht."" Durch die Kurskorrektur ergeben sich gute Kaufgelegenheiten. Homm hat derzeit ""mindestens zehn interessante Objekte"" auf dem Radar. Europa sei ein ""traumhaftes Betätigungsfeld"", weil die Wirtschaft, verglichen mit den Vereinigten Staaten, stark fragmentiert sei. Der gut verdrahtete Spekulant ist überzeugt, daß sich in Europa künftig potente globale Unternehmen herauskristallisieren werden. Karriere als Schnelldenker Da gebe es auf der einen Seite die großen Konsolidierer wie BASF oder Axa, die sich passende Firmen wie Engelhard oder Winterthur einverleibten. Auf der anderen Seite stünden viele Firmen von regionaler Bedeutung. Sie sind hochattraktive Ziele für die Multis - und die Hedge-Fonds -, so wie es Schering oder die Hypo-Vereinsbank waren. Zwischen den Fronten stünden die kranken Firmen, die keine Überlebenschancen auf dem Markt haben - ideale ""Short-Kandidaten"", wie der Profi sagt, um auf fallende Kurse zu setzen. Homm hat sie bestimmt längst aufgestöbert. Der Mann rackert, ohne auf die Uhr zu schauen, durchforstet rastlos Datenbanken, fahndet nach zweifelhaften Bilanzen, spricht mit unzählig vielen Menschen und heckt Strategien für neue Attacken aus. ""Er läßt sich nichts aus den Händen nehmen"", sagt einer seiner Mitarbeiter leicht zerknirscht. ""Am Ende wäre es auch sein Geld, das er verliert."" Mit 18 Jahren gründete der frühere Basketball-Juniorennationalspieler seine erste Investmentgesellschaft, mit 23 besaß er seine erste Million. Noch ehe er den Abschluß auf der Harvard Business School absolviert hatte, wurde er jüngster Analyst bei Merrill Lynch, später jüngster Portfoliomanager bei Fidelity. Er arbeitete für Julius Bär und die renommierte Fondsgesellschaft Tweedy Browne. Der schillerndste Sproß der Neckermann-Dynastie hat eine Karriere als Schnelldenker gemacht. Aufhören möchte der 46jährige so schnell nicht: ""Ich will noch mit 80 arbeiten.""