Patient auf dem Wege der Besserung
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Gerade mal zwei Jahre ist es her, dass man in Dortmund ernsthaft um die Lizenz bangen musste. Dem Höhenflug der späten Neunziger folgte fast der totale Kollaps. Vergangenheit. Der BVB greift wieder an. Es war nicht leicht in den vergangenen Jahren. Eine ins kalte Wasser geworfene neue Vereinsführung, die einen fast schon klinisch toten Patienten wiederbeleben musste, ein ambitionierter Trainer, dessen Wünsche meist nicht erfüllt werden konnten, und erfolgsverwöhnte Fans, die sich nur schwer mit der Mittelmaß-Tristesse anfreunden konnten. Sanierung so gut wie abgeschlossen Damit ist es nun vorbei, die Sanierung ist weitgehend abgeschlossen. Endlich konnte der BVB auf dem Transfermarkt losschlagen, endlich konnte der Coach eine Mannschaft aufbauen, die er nun wirklich die seine nennen darf, und endlich dürfen die Fans wieder völlig zu Recht auf den internationalen Wettbewerb hoffen. Die Sport1.de-Saisonvorschau für Borussia Dortmund: Das Personal: Nach den Abgängen der beiden Tschechen Jan Koller (AS Monaco) und Tomas Rosicky (FC Arsenal) hat sich der BVB vor allem in der Offensive sehr gut verstärkt. Für vier Jahre kommt Alexander Frei (27) von Stade Rennes. Der Schweizer Nationalstürmer stand schon lange auf der BVB-Wunschliste. Nicht verwunderlich, traf er für Rennes in 87 Ligaspielen doch stolze 46 Mal. Als Sturmpartner wurde Nelson Valdez aus Bremen geholt. Der 22-jährige Nationalspieler Paraguays kam an der Weser meist nicht über die Jokerrolle (30 Spiele, neun Tore) hinaus. Beim BVB soll nun der Durchbruch erfolgen. Für das offensive Mittelfeld wurde der Südafrikaner Steven Pienaar von Ajax Amsterdam verpflichtet. Elegant, dribbelstark, technisch brillant und mit einem guten Auge für den Mitspieler - der 24-Jährige bringt als ""Zehner"" alles mit. Eher als Ergänzungsspieler kommt Martin Amedick aus Braunschweig. Der 23 Jahre alte Innenverteidiger wird es schwer haben, sich gegen die Konkurrenten Wörns, Metzelder oder Brenzska durchzusetzen. Als sicher gilt die Verpflichtung des brasilianischen Spielmachers Tinga, der derzeit noch für Internacional Porto Alegre in der Copa Libertadores am Ball ist. Die Verpflichtung des 28-Jährigen wird wohl nach dem Endspiel in Südamerika am 19. August bekannt gegeben. Der Trainer: In seinen ersten beiden Jahren in Dortmund hatte Bert van Marwijk nicht wirklich freie Hand. Das strickte Sanierungskonzept ließ keinen Raum für teure Neueinkäufe. Doch der Holländer klagte nicht, machte das Beste aus der Situation und schaffte zwei Mal Platz sieben. Während des Trainingslagers in Göttinger wurde der 2007 auslaufende Vertrag mit dem 54-Jährigen vorzeitig bis zum 30. Juni 2008 verlängert. Sehr zur Freude des Coaches: ""Die Arbeit beim BVB hat mir auch schon in den schwierigen Zeiten viel Freude gemacht. Und das ist jetzt erst recht der Fall."" Der Star: Auch wenn es abgedroschen klingt: Der Star ist in dieser Saison die Mannschaft. Ohne Koller und Rosicky ragt kein Spieler mehr großartig heraus. Das Team ist vom Tor bis in den Angriff sehr homogen besetzt. Die WM-Fahrer müssen nach dem späten Trainingseinstieg Ende Juli erst wieder den Anschluss finden, und die Neuzugänge müssen erst einmal zeigen, dass sie den hohen Erwartungen gerecht werden können. Der alles überragende Einzelspieler ist also nicht in Sicht. Aber wie die WM gezeigt hat, muss das ja kein Nachteil sein. Der Hoffnungsträger: Die starke WM des David Odonkor hat Begehrlichkeiten geweckt. Weltklasse-Leistungen wie gegen Polen oder Argentinien gilt es nun zu bestätigen - Odonkor muss den nächsten Schritt machen. Schon in der vergangenen Saison war der 22-Jährige der Flankenkönig der Liga. Mit der Effektivität haperte es allerdings. Und der Konkurrenzkampf ist nicht kleiner geworden. ""Davids Entwicklung muss jetzt weitergehen"", sagt auch Christian Wörns, ""man muss jetzt schauen, wie er die WM auch mental verkraftet hat"". Gut möglich, dass Odonkor ähnlich wie im Nationalteam oft als Joker kommt. Das Ziel: ""Wir haben uns gut verstärkt und sind im Vergleich zur Vorsaison als Mannschaft stärker geworden. Mit diesem Kader müssen wir um Platz fünf mitspielen"", fordert Trainer Bert van Marwijk. Dieser Meinung ist auch Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der unmissverständlich das internationale Geschäft als Saisonziel ausgegeben hat. ""Absolut machbar"", findet Kapitän Wörns, ""mit dieser Mannschaft kann nur der Uefa-Cup das Ziel sein."" Die Prognose: Der Uefa-Cup ist Pflicht, da sind sich alle Beteiligten einig. Die Abgänge wurden gut kompensiert, gerade im zuletzt etwas krankenden Spiel nach vorne hat Bert van Marwijk nun zahlreiche Möglichkeiten. Der Patient BVB befindet sich klar auf dem Wege der Besserung. Wenn die Neuen halten, was sie in der Vorbereitung versprochen haben, wird es mit der Rückkehr ins internationale Geschäft klappen. Ob es schon zu mehr reicht, ist höchst fraglich, auch wenn viele Anhänger schon wieder heimlich vom Titel träumen. Sie sind eben sehr euphorisch in Dortmund. Und wer will ihnen das nach den letzten Jahren auch verdenken?