Nur ein Derby-Sieg vergoldet Punkte
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Zwischen den Sitzplätzen von Bert van Marwijk und Hans-Joachim Watzke lag auch auf dem Rückflug einige Distanz. Ihre Kommunikation beschränkte sich auf das Notwendigste. Das Hannover-Spiel und seine Folgen haben Wunden aufgerissen, die nur Siege heilen. In Cottbus wurde ein Anfang gemacht - nicht mehr und nicht weniger. ""Bei einem großen Verein wie Borussia Dortmund wird es nie ruhig sein"", kommentierte van Marwijk trocken die jüngsten Dissonanzen. Wunderdinge waren von der Mannschaft im Stadion der Freundschaft nach zwei turbulenten Wochen nicht zu erwarten. Deshalb geizte van Marwijk mit Kritik und hob hervor, ""dass diese drei Punkte sehr wichtig sind."" Wichtig für das Selbstbewusstsein, wichtig, um in der Tabelle Anschluss an die Spitze zu halten. ""Der Auswärtssieg zählt aber nur in Verbindung mit einem Sieg gegen Bochum. Mit sechs Punkten wären wir wieder im Soll"", beschreibt Watzke die Situation sehr richtig und realistisch. Van Marwijk hatte in Cottbus in der Pause die bis dahin kritikwürdige Spielweise der Borussia unaufgeregt angesprochen, ein ""deutlich höheres Tempo und mehr Präzision"" eingefordert. Dass die Mannschaft der Aggressivität und dem rustikalen Stil der Gastgeber nicht mit gleichen Mitteln, sondern mit kühlem Kopf und Geduld begegnen sollte, hatte er ihr mit auf den Weg gegeben. Nicht aber die Anweisung, das Tempo zu verschleppen und die Initiative aus der Hand zu geben. Was der BVB nach der 2:1-Führung bot, sah nach Fußball aus. ""Da spielte der Gegner seine individuelle Klasse aus"", sagte Cottbus-Trainer Petrik Sander. Vor allem drängten die Gäste endlich entschlossen auf das dritte Tor, das Alex Frei auf spektakuläre Art und Weise erzielte. ""Ein Sonntagsschuss"", befand Sander, ""ich weiß nicht, ob er es noch einmal schafft, wenn er es 30-mal probiert."" Van Marwijk entgegnete dem Kollegen: ""Alex kann das. Er trifft zwar nicht mit jedem Schuss, aber bei zehn Versuchen ein Mal."" Es zeugt vom Selbstvertrauen des Schweizers, dass er nach Ebi Smolareks Hereingabe nicht lange fackelte und den Ball volley in die Maschen bugsierte. ""Danach"", urteilte Hans-Joachim Watzke, ""hat sich die Blockade in den Köpfen gelöst."" Tor Nummer vier wäre eigentlich Sache von Ebi Smolarek gewesen. Doch nach Lars Rickens Flankenball köpfte er freistehend über die Latte. Vielleicht erklärt ihm Markus Brzenska, wie man aus solchen Chancen Tore macht. Dass der 1,96-m-Mann gleich zwei Mal zuschlug, kreidete sich Energie-Kapitän Kevin McKenna an: ""Ich kam zu spät, aber wenn Brzenska seine Körpergröße einsetzt, ist es schwer, ihn in Luftduell zu packen."" Das Derby am Freitagabend wird zeigen, ob Borussia jetzt die Kurve kriegt. Über angebliche Konditions-Defizite braucht man seit Sonntag nicht mehr zu reden. Die Mannschaft legte im Laufe der zweiten Halbzeit, in der die Gastgeber immer müder wurden, mächtig zu. Als Borussia die Spiel-Kontrolle gewann, kam besonders Lars Ricken richtig in Fahrt. Er mag zwar nicht der Schnellste und Zweikampfstärkste sein, aber mit seiner Übersicht und Fähigkeit, Pässe in die Spitze zu spielen, gewinnt die Mannschaft deutlich an fußballerischer Qualität. Das macht Hoffnung für das Heimspiel gegen die angeschlagenen Bochumer. Der BVB ist den Zuschauern dazu noch Wiedergutmachung für Hannover schuldig. ""Jetzt muss man gierig bleiben und unseren Fans zeigen, dass wir Leidenschaft haben und wirklich siegen wollen,"" appelliert Watzke an die Mannschaft. Und wo der Vorsitzende der Geschäftsführung Recht hat, da hat er Recht.