Mittelmaß-Südafrikaner oder baldige Verstärkung
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"Steven Pienaar, südafrikanischer Nationalspieler in Diensten der Borussia, hat schon schlimmere Phasen erlebt als die jetzige. In seiner Kindheit konnte er froh sein, überhaupt an ein wenig Essen zu kommen. Früh schon musste er für seine ganze Familie sorgen, für sie arbeiten und Verantwortung übernehmen. Viel Verantwortung für einen jungen Burschen wie ihn damals. Aus diesem Grund dürfte der 24-jährige auch in einer solchen Phase ruhig bleiben, in der es für ihn sportlich nicht glänzend läuft, die aber ganz und gar nicht mit früheren Lebensabschnitten zu vergleichen ist. Pienaar hat nicht vor, sich verrückt machen zu lassen. Er weiß, was er kann und dass der BVB-Fan bisher noch nicht den wahren Steven Pienaar erleben durfte. Den Spieler, der sich selbst als unheimlich flexibel einsetzbar beschreibt und der sich bis auf die Position zwischen den Pfosten jede andere Position zutraut. Mit der Materie vertraute Beobachter sehen in dem aus Holland gekommen Neuzugang einen ballsicheren Techniker mit einem großen Siegeswillen. Die Erwartungen zu Saisonbeginn waren groß, doch die Leistung des noch jungen Neuzugangs reichten nicht aus. Und genau das ist der Punkt. Kleine Ansätze lassen die großen Fähigkeiten des Auswahlspielers lediglich erahnen. Hat man als Zuschauer erleben dürfen, wie Pienaar über 90 volle Minuten all diese ihm attestierten Eigenschaften auch effektiv einzusetzen vermochte? Die Antwort ist genauso einfach wie traurig: Nein! Bisher hat Pienaar noch nicht viel geleistet. Keine explosiven Antritte, keine von ihm ausgehende Torgefahr, auch seine Mitspieler, allen voran die Stürmer, konnte er nur selten in Szene setzen. Logische Konsequenz am vergangenen Samstag gegen Nürnberg war ein Platz auf der Bank und die von van Marwjik praktizierte Abkehr zum 4-3-3 ohne echten Spielmacher, der eigentlich Pienaar heißen sollte. Ein großes Missverständnis also? Verlässt der Spielgestalter den BVB bald wieder? Auf Grund der Nationalität ist da ein Vergleich mit Delron Buckley, in Basel verweilender Südafrikaner von Borussia Dortmund, unabdingbar. Schon nach wenigen Spielen zeigten sich die Fans enttäuscht und titulierten Pienaar als Fehleinkauf. Doch kann man das nach der kurzen Zeit in dem zugegebenermaßen schnelllebigen Fußballgeschäft schon behaupten? Es ist nicht allein die Schuld des Südafrikaners. Probleme gibt es in Dortmund genug. Große Fluktuation in der Mannschaft und ein Taktikwechsel, dazu knüpfen Spieler wie Kringe oder Sahin nicht mehr an die guten Leistungen in der Vorsaison an und dann wird plötzlich sogar der Trainer in Frage gestellt. Jeder hat mit sich selbst zu kämpfen. Da ist es schwierig sich auf das Alltagsgeschäft einzustellen. Unruhen lenken nun einmal ab. Weiterhin steht das ""Problem Pienaar im engen Zusammenhang mit der Bezeichnung Spielmacher. Der 1,76 Meter große Mittelfeldspieler sollte die Position ausfüllen, die einst ein Tomas Rosicky inne hatte. Gleich nach der Verpflichtung kam es dann auch zu ersten Vergleichen. ""Schnitzel II"" nannte man den Ex-Amsterdamer, in der Hoffnung, dass Pienaar seine Spiele ähnlich spektakulär und dazu noch konstanter gestalten könne. Doch schnell wurde klar: Der Südafrikaner ist kein Rosicky und will es auch nicht sein. Er verleihe der Defensive mehr Kompaktheit, nahmen die BVB-Verantwortlichen ihren Spieler auch schnell nach den ersten dürftigen Leistungen in Schutz, er wäre außerdem viel mannschaftsdienlicher als der für viel Geld nach London gewechselte Tscheche. Doch plötzlich begannen die Fans doch tatsächlich, Rosicky nachzutrauern. Demjenigen, der in seinen Jahren im Pott wohl am meisten kritisiert wurde und sich dann auch wahrlich nicht mit versöhnlichen Worten aus Dortmund verabschiedete. So wurde den Anhängern auch dann erst klar, was man an Rosicky hatte, als er weg war. So kommt es oft: Dinge lernt man erst zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat. Und plötzlich war das vielgescholtene ""Schnitzel I"" ein Spieler, den man nicht hätte ziehen lassen dürfen. Gute Leistungen bei Arsenal und ein Traumtor gegen Hamburg in der Champions-League taten natürlich ihr Übriges dazu. Und genau da liegt das Kernproblem bei der Beurteilung. Beim Vergleich mit Rosicky schneidet der Neuzugang unberechtigterweise stets als Verlierer ab. Denn die Leistungen von Pienaar sind zugegebenermaßen nicht beeindruckend, aber Rosicky, wenn nicht verletzt, war bis auf wenige Ausnahmen auch nicht DER Heilsbringer für das Dortmunder Team. Und Pienaar nach neun Spieltagen schon abzuschreiben, ist mehr als unfair. Denn ob Frei, ob Valdez, oder auch Tinga, niemand dieser Neuzugänge konnte bisher ausschließlich Topleistungen abrufen und überzeugen. Und ein Spielmacher, wie es Pienaar nicht unbedingt sein will, aber sein soll, ist sehr stark von seinen Mitspielern abhängig. Ziehen diese nicht mit, wird es ganz schwer. Und dem 24-Jährigen ist die Bemühung, Struktur in das Spiel des momentan im Tabellenmittelfeld versunkenen Ballspielvereins zu bringen, auch deutlich anzumerken. Doch geschafft hat er das noch nicht. Die Entscheidung von Bert van Marwijk, ihn auf die Bank zu setzen, war richtig, aber hoffentlich nur eine Momentaufnahme. Vertrauen, das ist das was Pienaar braucht. Wenn er sich dann im Team sowohl spielerisch als auch menschlich eingelebt hat, sind andere Leistungen von der Nummer 10 in Reihen der Schwarzgelben zu erwarten. Der Appell an die Kritiker: Lasst Steven Pienaar noch etwas Zeit, vielleicht ein paar wenige Wochen, dann wird er zeigen, wieso er geholt wurde und seine Leistung konstant abrufen(wie hoffentlich dann die ganze Mannschaft im Verbund) und im Gegensatz zu Buckley nicht der nächste Südafrikaner sein, der bei den Dortmundern scheitert."""