Kaiserreich Beckenbauer
- Geschrieben von http://www.derwesten.de
- Hauptkategorie: Borussia
- Kategorie: Borussia_Sonstige
- Zugriffe: 1231
Alle dürfen über Fußball reden, aber nur wenn der Premiere-Experte, Bild-Kolumnist und Bayern-Präsident ein absichtliches Foul beobachtet haben will, gerät die Welt in Aufruhr. Wie im Fall Boateng. Was passieren würde, wenn Franz Beckenbauer tatsächlich ein Mann mit Ambitionen wäre, einer, dem Zmter und Würden nicht nur zufällig zufallen, sondern der energisch nach ihnen strebt, das malt man sich gern mal aus am Stammtisch. Ja, der Franz, wenn der nur Lust hätte, Kaiser von Deutschland zu werden . . . Ach so, ist er ja schon. Ha ha. Und ganz ähnlich scheinen die Einschätzungen auch da zu sein, wo die Stimmungen gebündelt, wo sie reflektiert und verwurstet werden. ""Gerhard Schröder gewinnt Machtprobe im Bundesrat. Endlich, witzelte Harald Schmidt 2004 im Fernsehen, ""die Steuerreform ist durch, und die größte Überraschung: ohne die Hilfe von Franz Beckenbauer."" [B]""Eine Schweinerei""[/B] Zur Erinnerung: Schröder war Kanzler seinerzeit, ist es aber nicht mehr. Beckenbauer ist dagegen immer noch Beckenbauer, nur nicht mehr so häufig wie früher, vor der Weltmeisterschaft 2006, als der Eindruck entstand, dass es sich bei ihm um das Resultat eines geglückten Klonexperimentes handeln könnte. Heute nimmt sich Beckenbauer zurück. In Erscheinung tritt er noch als Werbetreibender, als Bild-Kolumnist, als Premiere-Experte, als Präsident des FC Bayern München. Für einen wie ihn ist das sozusagen nichts, ein Fliegendreck gegen das, was einst war. Wenn er sich aber äußert, dann hat das natürlich Gewicht. Er sagt zum Beispiel: ""Das ist auf jeden Fall eine Schweinerei, denn er wollte den Klose absichtlich verletzen."" Und die Welt, sie gerät in Aufruhr. [B]Jürgen Klopp wütet[/B] Wie am Sonntag, als der Premiere-Experte Franz Beckenbauer meinte, bei der Bundesligapartie von Borussia Dortmund in München, die mit einer 1:3-Niederlage für die Westfalen endete, genau das beobachtet zu haben. Kevin-Prince Boateng im aufrechten Flug über Bayern-Stürmer Miroslav Klose, und bei der Landung setzt er die Stollen in dessen Oberschenkel. ""Nachträglich gesperrt"" würde der BVB-Spieler, wenn der Deutsche Fußball-Bund diese Bilder gesehen hätte, rechtelte Beckenbauer. Als Aufforderung dazu, eine Sperre auszusprechen, wollte er diese Zußerung allerdings nicht verstanden wissen. Und dass sich Borussen-Trainer Jürgen Klopp vehement für Boateng, den 21-Jährigen mit dem Straßenjungen-Image, in die Bresche geworfen hat, ließ er wie immer in solchen Fällen gelassen an sich abtropfen. Klopp aber kennt die Reaktionsmuster nach Kaiser-Worten und wollte sich deshalb nicht beruhigen. ""Das wäre der größte Hammer aller Zeiten"", wenn Boateng verurteilt würde, wütete er: ""Da kann es nur darum gehen, dass man Kevin etwas anhängen will, weil er etwas wilder aussieht."" Und hätte der BVB-Trainer sich nicht zu voller Größe aufgeplustert, wer weiß, ob nicht vom DFB ermittelt worden wäre, obwohl Schiedsrichter Michael Kempter die Szene nicht für strafwürdig hielt. So ist ein mögliche Sperre schon vom Tisch und nur das Thema ""Beckenbauer gegen Klopp"" hängt noch im Raum, als erregender Ersatz für das, was in den viel zu kurzen 90 Minuten Fußball geschieht. [B]Was der Kaiser privat hüstelt[/B] Das Fanzine Das Beckenbauer-Kolumnen-Organ Bild hat die Stoßrichtung (bisher: Premiere-Experte Beckenbauer attackiert den BVB) korrigiert. Es titelte: ""Klopp geht auf Franz los"", was allein durch die Verwendung des Zunamens auf der einen Seite und des Vornamens auf der anderen die Zuneigungstendenz des Blattes offenbart. Wie und ob die Angelegenheit weiterhin öffentlich verhandelt werden wird, ist noch nicht klar. Wahrscheinlich. Lediglich Premiere-Kommentator Fritz von Thurn und Taxis kann sicher sein, dass er in dieser Tragikomödie keine Rolle übernehmen darf. Er hat die Aktion von Boateng zwar mit der sprachlichen Entgleisung ""Abartig"" begleitet und wurde daraufhin von Klopp mit Liebesentzug bedroht, doch nur, was der Kaiser wie nebenbei hüstelt, als Privatmann quasi, als Mann, der nicht einmal ahnt, das man beim DFB Fernsehen schaut, das dröhnt wirklich.