Endlich wieder Zeit für Luxusprobleme
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etztes Jahr stand Borussia Dortmund am Abgrund - heute streitet man über Fehlfarben und Ausrufezeichen Krisenmeldungen hat man aus Dortmund in den letzten Jahren reichlich gehört. In die neue Saison gehen die Borussen nun wieder unter anderen Vorzeichen. Man hat sich namhaft verstärkt, fast so, als spiele Geld schon wieder keine Rolle. Doch der Schein trügt. Der jüngste Neuzugang wird es schwer haben. Schon jetzt gehört er zur Stammformation, keines der bisherigen Testspiele hat er verpasst, und dennoch. Sein Kredit bei den Anhängern ist scharf begrenzt. Neulich während des Testspiels bei Union Berlin protestierten die mitgereisten Anhänger, indem sie ihre Fahnen verkehrt herum aufhängten. Wer so begrüßt wird, hat viel Überzeugungsarbeit vor sich. An der Borussen-Basis geht die Furcht um, man könne seine Identität einbüßen. Streng genommen sind die Schwarz-Gelben in dieser Saison nämlich die Weiß-Gelben. Am Design des neuen Trikots - weiß und gelb längsgestreift - erhitzen sich die Gemüter, von ""Fehlfarben"" ist in den Internetforen die Rede. Verschärft werden die Debatten noch dadurch, dass in Ermangelung eines Sponsorenlogos (der neue Geldgeber Ruhrkohle AG bekommt erst im Herbst ein neues) ein Künstler sich ans Werk machte und für die Spielerbrust ein Ausrufezeichen entwarf. ""Besser wäre ein Fragezeichen"", regte ein User prompt an. ""Als Ende für die Frage: Warum sind unsere Trikots so hässlich?"" So wichtig die Diskussion für den Anhang sein mag, lässt sie doch erahnen, dass die ganz großen Sorgen sich aus Dortmund verzogen haben. Man kann es sich leisten, mit Leidenschaft über Randaspekte zu streiten. Dabei ist es erst anderthalb Jahre her, dass der BVB am Abgrund stand. In der Zwischenzeit wurden Schulden umgeschichtet, durch den Stadion-Rückkauf die Zinslast deutlich gesenkt, und der Etat, der einst bei über 40 Millionen Euro lag, so drastisch gesenkt, dass in diesem Sommer wieder leicht aufgestockt werden konnte. Von 26,5 auf 28,5 Millionen Euro. An die Stelle der gernegroßen Gerd Niebaum und Michael Meier, die den Verein um ein Haar an die Wand gefahren hätten, sind mit Reinhard Rauball und Hans-Joachim Watzke maßvolle Macher getreten. Dass in diesem Sommer wieder üppig eingekauft wurde, ist kein Widerspruch. Die fast neun Millionen Euro für Alexander Frei (Rennes) und Nelson Valdez (Bremen) wurden finanziert aus den zehn Millionen, die Arsenal London für Tomas Rosicky überwies. Dessen Rolle im Zentrum soll der ablösefreie Steven Pienaar (Amsterdam) übernehmen. So ist unter Einhaltung aller Auflagen ein Kader entstanden, der in der Breite deutlich mehr Substanz hat als der letzte. Besonders groß ist das Gedränge im Sturm, wo neben Frei und Valdez unter anderem die Bewerber Smolarek, Amoah und Ricken an den Start gehen. Und natürlich David Odonkor, der noch letzte Saison beim Dortmunder Publikum ähnlich wenig Kredit hatte wie heute das weiß-gelbe Trikot. Aus seiner glänzenden WM leitet er den Anspruch ab, künftig im Verein eine prominentere Rolle zu spielen. Dass er ausgerechnet als Joker im Nationalteam sein Profil schärfte, ist für Odonkor kein Widerspruch. Bei Borussia ist er fest entschlossen zu zeigen, dass er nicht nur mehr ist als ein Sprinter mit Stollenschuhen. Sondern auch mehr als ein effektiver Einwechselspieler.