Sehnsucht
- Geschrieben von http://www.fr-aktuell.de
- Hauptkategorie: Borussia
- Kategorie: Borussia_Sonstige
- Zugriffe: 1259
Die nackten Zahlen sind alles andere als dramatisch: Zwölf Punkte nach acht Spieltagen, Tabellenplatz sechs, Anschluss nach oben. Statistisch gesehen gibt es wenig Grund bei Borussia Dortmund, Trübsal zu blasen. Der große FC Bayern hat gerade mal einen Punkt mehr auf der Habenseite. Es lief schon schlechter für den BVB. Eigentlich. Die Wahrnehmung rund um den Borsigplatz ist freilich eine ganz andere: eine Mannschaft ohne Feuer, Heimauftritte vor der wie stets gewaltigen Kulisse mit Fußball zum Abgewöhnen. Alles Mist, sagen die Kuttenträger. Und so mancher, der was zu melden hat beim BVB, stimmt ein. Dass Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke Trainer Bert van Marwijk nicht unbedingt zum Urlaub einladen würde, ist ja kein Geheimnis. Plötzlich aber heißt es auch, der Niederländer sei in der Mannschaft nicht mehr unumstritten. Da wird dann wahlweise angeführt, der eher ruhige Zeitgenosse nehme die Profis nicht hart genug ran, oder aber, er ziehe einige Spieler anderen vor. Solche Geschichten tauchen immer dort auf, wo verschiedene Klubinstanzen ihr eigenes Süppchen kochen. Und das ist allemal alarmierender als die sportliche Lage der Borussia. Offenkundig tut sich mancher beim BVB schwer mit der neuen Bescheidenheit, die einzog, nachdem die an Ruhm und Titeln reiche Zra Niebaum mit einer finanziellen Notlandung geendet hatte. Als die Dortmunder in diesem Sommer auf dem Transfermarkt ihre im Jahr zuvor geübte Zurückhaltung ein wenig abgelegt hatten, wuchsen die Erwartungen überproportional. Dass Tinga und Steven Pienaar sich akklimatisieren müssen, Martin Amedick aus der zweiten Liga kommt, Sebastian Kehl und Christoph Metzelder verletzt sind - keiner in Dortmund will es hören. Man will wieder mitmischen, zu den Großen gehören. Die atmosphärischen Störungen im schwarz-gelben Mikrokosmos sind auch eine Art Niebaumscher Phantomschmerz. Damit kann der stocknüchterne van Marwijk nichts anfangen. Und genau das lässt befürchten, dass er das erste Opfer sein wird, wenn beim BVB wieder jene die Oberhand gewinnen, die auf den schnellen Erfolg setzen.